Brutale Femizide: Sieben Frauen an einem Tag in der Türkei getötet

Von dpa

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Im letzten Jahr soll es 315 Morde an Frauen in der Türkei gegeben haben. Hinzu kommen zahlreiche Verdachtsfälle. © imago images / Christian Spicker

 

In der Türkei sind einem Medienbericht zufolge am Dienstag sieben Frauen mutmaßlich von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet worden. "Insgesamt wurden sieben Frauen in Izmir, Bursa, Sakarya, Erzurum, Denizli und Istanbul brutal getötet", berichtete der TV-Sender Habertürk. "Die Verdächtigen waren entweder ihre derzeitigen Ehepartner, oder Ehepartner, von denen sie getrennt waren."

Die Frauen im Alter von 32 bis 49 wurden demnach erschossen oder erstochen. Mindestens drei der mutmaßlichen Täter töteten sich dem Bericht zufolge nach der Tat selbst, zwei wurden festgenommen, ein weiterer starb später aufgrund von Verletzungen, die er bei der Festnahme erlitten hatte. Das Schicksal des Angreifers im siebten Fall sei unklar, berichtete Habertürk weiter - der Verdächtige war mutmaßlich aus dem Gefängnis ausgebrochen, um seine Frau zu töten.

Für das Jahr 2023 zählte die Frauenrechtsorganisation "We Will Stop Femicide" (Wir beenden Frauenmorde) 315 Morde an Frauen. 65 Prozent davon wurden demnach in ihrem eigenen Zuhause getötet. Außerdem sehen feministische Gruppen 248 Todesfälle als verdächtig an, die von den Behörden als Suizide eingestuft wurden. Frauenrechtlerinnen führen diese auf Fremdeinwirkung zurück und weisen auf eine Zunahme von Stürzen aus Fenstern hin.

Femizide in der Türkei weitverbreitet

"We Will Stop Femicide" macht seit dem Jahr 2010 gegen die in der Türkei weitverbreitete, oftmals tödliche Gewalt gegen Frauen mobil. Seit ihrer scharfen Kritik an der Entscheidung von Präsident Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2021, sein Land aus der Istanbuler Konvention zurückzuziehen, wurde die Plattform zunehmend zur Zielscheibe von Erdogans konservativ-islamischer AKP.

Die Konvention verpflichtet ihre Mitgliedstaaten dazu, Frauen durch Gesetze vor Gewalt zu schützen und gegen Gewalttaten vorzugehen. Ankara erklärte hingegen, die Konvention fördere Homosexualität und bedrohe traditionelle Familienwerte.

Polizei beschreibt Blutbad in Wiener Bordell

Erst vor wenigen Tagen sorgten fünf Femizide an einem Tag in Österreich für Aufsehen. Dort wurden drei Frauen in einem Bordell mutmaßlich von einem 27-Jährigen getötet. In einer Wohnung lagen außerdem die Leichen einer Mutter und ihrer 13-jährigen Tochter, als tatverdächtig gilt der Vater. Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser verzeichnete im vergangenen Jahr 26 Femizide. In Österreich und anderen europäischen Ländern sind Morde an Frauen und Mädchen, oft durch Partner oder Ex-Partner, Gegenstand einer breiten Debatte.